Die Macht der Sprache

Dieser Tage habe ich, wie es nicht wohlwollender hätte gemeint sein können, zu einem Freund gesagt: „Du machst was mit mir“. Ich wollte damit einfach ausdrücken, dass sein Da-Sein, sein ganzes Wesen, das, was er sagt und tut, mein Leben bereichert.

Ich schaue bei mir, wie mache ich Dinge, wie denke ich über die Welt und über mich, wo halte ich mich zurück, weil ich an manchen Stellen nicht gelernt habe, mich nach außen zu geben. Und ich teste Dinge aus, die ich bei ihm gesehen, gehört, gespürt habe. Wie kann ich das für mich anpassen, wenn ich merke, das berührt ein Bedürfnis in mir, das ich mich bisher nicht getraut habe, auszuleben? Wo finde ich etwas einfach nur schön und faszinierend, es ist aber nichts, was für mich passt? Wo gibt es alten „Ballast“ in mir, der vielleicht im Weg steht, Dinge umzusetzen, die ich auch gerne leben würde, so wie er es mit scheinbarer Leichtigkeit tut?

Spannend an dieser Stelle, dass das, wenn ich es gerade nochmal lese, nach einer ziemlich einseitigen Beziehung auszusehen scheint. Auch das gehört zur Macht der Sprache. Wir erzeugen unsere Vorstellung nicht nur aus dem, was gesagt, sondern auch aus dem, was nicht gesagt wurde. Und ich habe eben nur über meine Seite gesprochen.

Nun, wir unterhalten uns jedenfalls auf eine sehr offene Art und Weise und so ist dieser Satz, „Du machst was mit mir“, wohl so angekommen, wie er gemeint war und wir müssen da nicht drüber diskutieren. Was nicht bedeutet, dass ich in meiner Vorstellung nicht eine solche Diskussion führen kann. „Was soll das heißen, ich mache was mit Dir?“, könnte er fragen, so als hätte ich ihm unterstellt, dass er mich manipulieren wollte. [Anm.: Das ist tatsächlich ein Thema in meinem Leben, wir hatten da aber schon drüber gesprochen.] Und hätte er nicht recht damit?

Was könnte ich darauf antworten? „So meine ich das nicht, aber Du bist nicht ganz unschuldig dran, dass gerade so viel in meinem Leben passiert.“ Na klasse, jetzt ist er auch noch schuld. Was hat die Schuld denn nun hier zu suchen? Ich nehme ein Angebot an und der andere ist schuld, dass ich es genommen habe?

Was reden wir da eigentlich?

Ich könnte das noch eine Weile weiter führen, aber vielleicht hast Du schon gemerkt, worauf ich hinaus will. Wir reden (und denken) jeden Tag tatsächlich jede Menge Müll. Und, auch wenn das im Beispiel ja alles sehr wohlwollend gemeint war, wir tun das an ganz vielen Stellen. Oft ganz unbewusst. Das mag in einem Fall wie oben, wo beiden Seiten klar ist, wie es gemeint war, unproblematisch sein. (Obwohl ich persönlich mich dann hinterher schon etwas über mich geärgert habe, dass mir das so heraus gerutscht ist.) Aber wie oft können wir das gar nicht wirklich voraus setzen? Ich behaupte mal, nahezu jeder Streit basiert auf der Tatsache, dass die „Kontrahenten“ sich in ihrer vorherigen Kommunikation eben nicht wirklich verstanden haben.

Worte können wie Schwerter sein. Die Macht der Sprache ist enorm. Kennst Du nicht auch so Sätze, bei denen Du an die Decke gehst? „Das triggert mich“ ist ja heute in aller Munde. Also ein wenig Bewusstsein ist an vielen Stellen schon eingekehrt diesbezüglich. Und ja, um das klar zu stellen, natürlich ist es nicht die Sprache an sich, die irgendetwas „macht“, sondern die Interpretation derselben durch uns selbst oder unser Gegenüber. Und das Ziel kann ja auch nicht sein, jetzt nichts mehr zu sagen, weil man Angst hat, das „Falsche“ zu sagen oder jeden Satz dreimal zu überlegen. Es wird immer Situationen geben, wo wir einander missverstehen.

In meiner Welt gibt es eine Lösung, die vielleicht ein bisschen Arbeit bedeutet, aber gleichzeitig so viel Mehrwert schafft, weil sie das gesamte Leben auf so vielfältige Weise beeinflusst. Offene Kommunikation. Das heißt, die eigenen Bedürfnisse und die eigenen Schatten kennen zu lernen und zu akzeptieren, dass auch andere die haben. Das heißt, sich selbst anzuerkennen und auch das zu kommunizieren, was da in uns vorgeht. Das heißt, nachzuschauen, wenn ein Teil von uns sich nicht gesehen fühlt und beginnt, Amok zu laufen. Und das heißt auch, den anderen zuzubilligen, dass sie Stellen haben, an denen sie, um es umgangssprachlich auszudrücken, empfindlich sind und vielleicht nicht so reagieren, wie es unserer Meinung nach „angemessen“ wäre. Dazu gehört ganz viel Empathie, ein „wohlwollender“ Blick auf Menschen und, ja, ein wenig Aufwand, der sich am Ende auszahlt durch bessere Kommunikation, mehr Freude im Leben und viel tiefere Beziehungen zu anderen.

Sich mit alledem zu beschäftigen, das nenne ich „bewusste Persönlichkeitsentwicklung“. „Bewusst“ deshalb, weil sich die Persönlichkeit immer entwickelt, ob Du was dazu tust oder nicht. „Persönlichkeitsentwicklung“ selbst ist also gar nicht das große Ding, als das sie immer hingestellt wird. Das „große Ding“ ist sie erst, wenn Du hinschaust und irgendwo anfängst, Deine Richtung selbst zu bestimmen. Und, das kann ich versprechen, das ist die heißeste Reise des Lebens.

Wenn Du so keine Ahnung hast, wie Du damit anfangen sollst, dann sind vielleicht meine 5 Tipps zur Persönlichkeitentwicklung hilfreich für Dich. Ein sehr schöner Einstieg in die Arbeit mit sich selbst ist auch das Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl.

Oder Du machst einfach einen Termin aus. Ich bin gerne Dein Reisebegleiter.


Du kannst meine Arbeit durch einen kleinen monatlichen Beitrag unterstützen.



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