Ein Urlaub mit Mehrwert

Urlaub, das heißt Sonnenschein, Baden und gutes Essen. Zumindest sind das so gängige Erwartungen. Während ich das schreibe, sitze ich auf der Insel Borkum und draußen stürmt es. Der nächste Regenschauer kündigt sich an und es sind nicht mal 20 Grad. Ich bin jetzt seit fast einer Woche hier und in ein paar Tagen geht es wieder zurück. Die ersten Tage waren schön, und dann das.

Jetzt könnte ich anfangen zu jammern und den Regen zu verfluchen. Da befände ich mich ganz sicher in guter Gesellschaft und niemand würde mir das übel nehmen. Die Frage ist halt, was würde es nützen? Ließe sich der Regen davon beeindrucken? Oder die Temperatur? Ich mag falsch liegen, aber ich vermute mal, nein. Ich selbst wäre vermutlich das einzige Opfer dieser Vorgehensweise. Denn schlechte Laune lässt sich von allen Befindlichkeiten ganz besonders leicht, recht sicher und ohne Aufwand jederzeit herstellen und ist, mit ein wenig Futter hier und da, auch durchaus sehr langlebig, wenn man es darauf anlegt.

Nein, das ist nicht meine Art zu leben. Ich habe da meine eigene Philosophie. Warum soll ich es mir schlecht gehen lassen, wenn ich es mir mit genauso viel oder wenig mehr Aufwand auch gut gehen lassen kann. Ich suche gewissermaßen in jeder Situation des Lebens den Mehrwert für mich. Was kann ich mitnehmen, was kann ich lernen, was tut mir daran gut, wenn ich es etwas anders betrachte.

Ich bin jetzt nicht jemand, der unbedingt beim größten Platzregen draußen rumlaufen muss, und habe jetzt auch nicht eben die passende Ausrüstung dabei. Aber es regnet ja nicht dauerhaft und die Lücken wollen genutzt werden. Was auf Borkum mindestens die halbe Umrundung der Insel ermöglicht, weil so weiträumig ist es hier ja nun nicht.

Seit gestern ist es recht stürmisch und so ist das Spazieren oder Radfahren in Strandnähe zum einen ein bisschen beschwerlich, insbesondere, wenn der Wind von vorne kommt. Dafür komme ich vollkommen gratis in den Genuss einer ganz besonderen Behandlung. Die Haut wird ungemein gut durchblutet, wenn die feinsten Sandkörner mit der Geschwindigkeit einer Kanonenkugel auf selbige treffen. Ich finde das toll. Wirklich.

Überhaupt fasziniert mich diese Urgewalt des Meeres. Nun ist die Nordsee um die Insel an ruhigen Tagen eher ein wenig unscheinbar, mit seichten Wellen, die allenfalls bei auflaufender Flut ein wenig stärker werden. Jetzt aber, bei Sturm, bäumt sie sich auf und zeigt ihr rauhes Gesicht. Ich hatte vorhin nicht übel Lust, mich in die Fluten zu stürzen. Abgehalten hat mich die Tatsache, dass ich nicht auf das sturmfeste Hinterlassen meiner Habseligkeiten nebst Klamotten am Strand eingerichet war. Sollte man hier vielleicht immer einen Backstein dabei haben?

Weil auf rauher See, zumal nächtens, das Navigieren nicht immer so ganz einfach ist, gibt es an exponierten Stellen Leuchttürme. Borkum hat gleich drei davon in der Stadt. Dabei sieht tatsächlich nur der neueste so aus, wie man sich das gemeinhin vorstellt. Ein hübsches rot-weißes Türmchen eben, ein wenig außerhalb gelegen. Die beiden älteren, deren jüngster Vertreter bis heute auch noch sein Licht aussendet, stehen mitten in der Stadt.

Mir kam der Gedanke, dass das doch ein gutes Bild für das Leben ist, so ein Meer. Mal ruhig und seicht, mal rauh und aufgewühlt. Und immer wieder gibt es Zeiten und Orte, an denen der Blick verstellt, die Richtung nicht so ganz klar oder die Klippen ein bisschen schroffer sind. Da ist so ein Leuchtturm schon ganz nützlich. Und der kann ja ganz verschiedene Formen haben. Sind Freunde zum Beispiel nicht sowas wie Leuchttürme, die an der einen oder anderen Stelle Orientierung bieten? Die Intuition gehört da vielleicht auch dazu. Ziele können so etwas wie Leuchttürme sein, die am Horizont blinken und zeigen, ob die Richtung noch stimmt.

Was denkst Du? Kannst Du mit diesem Bild etwas anfangen? Vielleicht fällt Dir ja noch mehr dazu ein. Was sind Deine Leuchttürme im Leben, was gibt Dir Orientierung und bringt Dich gegebenenfalls auf den rechten Weg zurück? Vermisst Du vielleicht eine solche Orientierungshilfe?

Ich überlege gerade: Bin ich als Coach nicht für manche Menschen auch gelegentlich so etwas wie ein Leuchtturm? Zumindest könnte ich gut damit leben, wenn der eine oder die andere durch mich ein wenig mehr Orientierung gewinnen kann. Weil ich glaube, dass viele Menschen sich dann vielleicht eher trauen würden, den Weg in ein glücklicheres Leben anzutreten. Ganz oft ist es ja nur die Angst vor dem ersten Schritt ins vermeintlich Ungewisse, die das verhindert.


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