Also ganz ehrlich, mir geht es auf den Sack. Anstatt die Möglichkeiten zu nutzen, sich auszutauschen, all das zu erkunden, was es noch so gibt zwischen der einen und der anderen Ansicht – die Welt ist schließlich bunt – sehe ich immer öfter ein Hauen und Stechen bis zum Abwinken. „Das ist die Wahrheit und alle anderen sind bescheuert“ ist kein intelligenter Beitrag zu einer menschlichen, wertschätzenden Diskussionskultur. Weder in der Kommunikation mit anderen übrigens noch in der mit sich selbst.
„Die“ Wahrheit gibt es sowieso schon mal in aller Regel gar nicht. Und selbst, wenn jemand an diesem Ideal näher dran sein sollte als ein anderer, ist das noch lange kein Grund, andere fertig zu machen, anzufeinden, zu beleidigen oder ihnen Wörter an den Kopf zu werfen, für die man früher wohl Kindern den Mund mit Seife ausgewaschen hätte.
Ja, klar, das ist mein Eindruck, dass sich dieses Verhalten immer weiter ausbreitet. Vielleicht war es ja schon immer so. Und auch dann frage ich mich, könnten wir das nicht mal irgendwann lernen, dass es auch anders geht? Oder vielmehr, dass es eigentlich nur anders geht, wenn alle Beteiligten etwas gewinnen sollen. Weil, bei diesem ganzen Kampfgegacker gehen doch immer zwei Verlierer vom Platz. Der eine, weil er eine reingekriegt, der andere, weil er nix dazu gelernt hat.
Dazu kommt, bestimmte Sachen darfst Du einfach nicht sagen. Die sind nicht politically correct. Wenn Du Dich auf dieses dünne Eis bewegst, kannst du sowieso schon damit rechnen, dass Du (verbal oder in schlimmster Konsequenz ganz real) eine auf’s Fressbrett kriegst. Dabei hat es, glaube ich zumindest, noch nie geholfen, Dinge nicht aussprechen zu dürfen. Viel wichtiger wäre es doch, ins Gespräch zu kommen, und zwar in eins, dass nicht nur aus dem Bauch gesteuert wird. Weil der Vorteil des Menschen ist es ja, dass er das, was aus dem Bauch kommt, mit dem Kopf abgleichen kann und das Herz darf dann entscheiden, was jetzt gerade passt oder auch nicht. Wir müssen also in den seltensten Fällen übereinander herfallen wie Hirsche in der Brunft.
Doch, wo lernen wir das? Wo lernen unsere Kinder das? Irgendwie scheint das doch alles eher etwas dem Zufall überlassen. Naja, sicher ist neben Mathe, Englisch, Deutsch und was der Dinge mehr sind, wenig Zeit für so etwas wie Achtsamkeit, Wertschätzung, gute Kommunikation, Selbstermächtigung und allerlei andere sogenannte Soft-Skills. Die muss man dann, in der einen oder anderen Ausprägung, eben mitnehmen, wo man so kann.
Ich hatte ja mal vor ein paar Jahren die Vorstellung, das wäre doch eine geile Sache, das alles in die Schulen zu bringen. NLP und Hypnose wollte ich damals vorstellen und das ein wenig dazu nutzen, vielleicht den Weg ein bisschen zu ebenen für eine schöneres Miteinander. Irgendwie ist es bisher nie dazu gekommen. Vielleicht sollte ich ja wieder drüber nachdenken. Für das Bunt zwischen Schwarz und Weiß, und dass es irgendwann viel wichtiger wird als der ganze Rest.
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