Neulich hatte ich gerade einen längeren Auftrag abgeschlossen und unterhielt mich noch ein wenig mit den Kollegen. Weil ich zu einer Zeit eingestiegen war, als das Projekt auf der Kippe stand,bedankten sie sich ausdrücklich für meine Mitarbeit. Und ich, in meiner (vermeintlichen) Bescheidenheit, begann meine Erwiderung mit den Worten: “Ich habe mich bemüht …”, worauf ein Kollege sofort grinsend einwarf: “Das stand auch in meinem letzten Arbeitszeugnis …”.
Dies brachte mich auf den Gedanken, ein wenig über das Bemühen nachzudenken. “Er hat sich bemüht” heißt im Arbeitszeugnis ja in der Regel, dass dabei nichts rausgekommen ist. Oder doch zumindest nicht das, was erwartet wurde.
Und irgendwie scheint diese Bedeutung, wenn mich nicht alles täuscht, ja auch in den Alltag hinüber geschwappt zu sein. Oder war sie hierzulande nie anders? Ich weiß es nicht.
Dabei ist es doch toll, wenn jemand Mühe aufwendet, um etwas zu erreichen. Und das alles soll nichts wert sein, wenn am Ende nicht das Ziel mit fliegenden Fahnen genommen wird? Ist das vielleicht der tiefere Grund, warum viele Menschen erst gar nicht anfangen, sich zu bemühen, ihre Träume zu leben? Wie bitter fühlt es sich an, der Gedanke, dass einfach alles Nichts gewesen sein wird, wenn es am Ende nicht klappt. Es bleibt dann nur der Spott: “Er/Sie hat sich bemüht”. Oft mit dem Zusatz: “Das hab ich doch gleich gewusst, dass das nichts wird.”
Das Bemühen, ins Englische übersetzt heißt das “the effort”. Und umgekehrt heißt “effort” auch Anstrengung, Kraftaufwand, Leistung, Unternehmen, Bestrebung oder Anspannung.
Wie spannend. Das Bemühen ist auch eine Leistung, die mit Kraftaufwand und Anstrengung verbunden ist. Da könnte man ja glatt Lust bekommen, auszuwandern.
Vor Jahren habe ich mal mit einem Freund zusammen im Garten einen Schlagbrunnen errichtet. Bei den vorbereitenden Grabe- und Bohrarbeiten, die wegen eines ehemaligen Bachbettes direkt unter unserem Garten ein wenig aufwändiger wurden, kamen des öfteren Menschen am Garten vorbei. Fast alle hatten so nette Kommentare übrig wie “Das wird doch sowieso nichts” oder so ähnlich. Nur einer, den regelmäßig sein Weg an unserem Garten vorbei führte, sagte: “Lasst euch nichts erzählen. Das wird schon.”
Keiner von diesen Kommentatoren hat wirklich gewusst, wie es ausgehen wird. Und nur dieser eine hat unser Bemühen geschätzt und unterstützt. Für alle anderen war nur der vermeintliche Nicht-Erfolg wichtig.
Der Brunnen hat dann übrigens, so lange wir diesen Garten hatten, reichlich Wasser gespendet. Und von wem dann noch ein Kommentar kam, kannst Du dir sicher denken.
Man könnte ja, um im Bild zu bleiben, sagen, da hat sich jemand “um uns bemüht”. Er hat uns Anerkennung gezeigt.
Und dann kann man ja auch noch “jemanden bemühen”. Reichlich Stoff als für eine Fortsetzung über dieses tolle Wort.
Für jetzt möchte ich Dir nur noch eine Frage stellen. Wo in Deinem Leben würdest Du Dich mit Leichtigkeit mehr bemühen, wenn Du weniger auf die hören würdest, die Deine Mühe sowieso nicht schätzen?
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