Manchmal braucht es eine Fee

Alex plagte sich schon sehr lange mit diesem Problem herum. Sehr sehr lange. Was hatte er nicht schon alles probiert, geholfen hatte bisher nichts. So langsam wusste er nicht mehr, was er noch tun sollte.

Obwohl er nicht an derlei Dinge glaubte, hatte er in letzter Zeit sogar psychologische Literatur studiert. In der Hoffnung, vielleicht doch noch zu einer Lösung zu kommen. Hypnose, NLP, Klopftechnik, Kurzzeittherapie, alles hatte er sich angeschaut. Doch so richtig wollte ihm nicht einleuchten, wie ihm dies bei seinem Problem helfen sollte.

Heute war ein wunderschöner Tag gewesen und an diesem lauen Frühlingsabend ließ er das Fenster seit langem wieder einmal geöffnet, als er zu Bett ging. Lange konnte er nicht einschlafen, weil er ein wenig verzweifelt war. Seine Hoffnung war nur noch minimal, dass er es irgendwann schaffen könnte. Es würde wohl für immer so bleiben, wie es war.

Schließlich aber schlief er ein und weil er sehr müde war, versank er alsbald in einen tiefen Schlaf. Am nächsten Morgen hätte er nicht mehr sagen können, ob er geträumt hatte, oder ob alles wirklich passiert war. Und die Erinnerung war nur noch sehr vage. Da war doch tatsächlich mitten in der Nacht, wie der sanfte Hauch einer angenehmen Frühlingsbrise, eine leibhaftige Fee in sein Zimmer geschwebt, hatte ihren glitzernden kleinen Zauberstab über ihm geschwenkt und mit einer bezaubernden Stimme gesagt: ”Alles ist gut. Es ist gelöst.”

Als Alex am nächsten Morgen aufwachte, war irgendetwas anders. Dass da eine Fee durch seine Gedanken schwebte, war zwar ein bisschen merkwürdig, weil er sich sonst nie an seine Träume erinnerte. Aber das war nicht das, was ihn am meisten beschäftigte. Etwas anderes hatte sich verändert. Etwas war passiert in der Nacht. Wo war die Hoffnungslosigkeit vom Vorabend? Warum war er so fröhlich? Warum so guter Dinge? Wie in Trance erledigte er seine morgendlichen Angelegenheiten, um sich dann an seinen Schreibtisch zu setzen. Ohne viel darüber nachzudenken, fing er an zu schreiben. Und während er so schrieb, merkte er, das eine Last von ihm gefallen war.

Eine Stunde später klingelte es an der Tür. Annette kam zum zweiten Frühstück. Sie merkte ziemlich schnell, dass da etwas anders war als beim letzten Mal. Alex war heute irgendwie zufriedener. Während er in letzter Zeit sonst ziemlich missmutig daherkam, hoffnungslos, machte er heute den Eindruck, als könnte nichts auf der Welt ihn aufhalten. Irgendwie strahlte er heute etwas aus, was sie vorher schon lange nicht mehr bei ihm gesehen hatte.

Irgendwann holte Alex dann ein paar Blätter, eben jenen Text, den er am Morgen geschrieben hatte. Annette war neugierig und Alex begierig ihr das zu erzählen, was ihm einige Stunden zuvor einfach so aus der Feder geflossen war.

Vielleicht ahnst du es ja schon, Alex hatte die Lösung für sein Problem gefunden. Und es war so einfach. Niemals hätte er gedacht, dass so wenig nötig wäre, um sein Problem in den Griff zu bekommen. Und alles nur wegen einer kleinen unscheinbaren Fee, oder?

Stell‘ dir mal vor, sie käme zu dir, die nette Fee. Und würde dir einfach sagen: „Alles ist gut. Es ist gelöst.“ Woran würdest du am nächsten Morgen merken, dass etwas anders ist? Und woran würden es andere merken? Ich glaube ja, das ist eine ziemlich interessante Frage, findest du nicht.


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